Waschhäuser

Die kleinen Perlen in den Vogesen

Die Wiederbelebung der Sauberkeit

Waschhäuser gibt es vermutlich auf der ganzen Welt. Aber ein paar besonders schöne und vielseitige findet man in den Vogesen in Frankreich. Der grösste Teil dieser Waschhäuser wurde zwischen 1820 und 1890 gebaut oder wiederaufgebaut. Die grosse Anzahl der Waschhäuser war eine Reaktion auf das wachsende Hygienebewusstsein, das der Gesundheit sowie der Entwicklung von Moral und öffentlicher Ordnung zugutekommen sollte.

Aufbau eines Waschhauses

In der Regel besitzen Waschhäuser ein oder mehrere Waschbecken aus Stein, die von gefassten Quellen gespeist werden. Ab dem 19. Jahrhundert wurde darauf geachtet, dass die Tränke für die Tiere und der Waschplatz für die Waschfrauen möglichst getrennt voneinander waren, um Verletzungen durch die Tiere zu vermeiden. Bei einigen Waschhäusern steht zwischen der Tränke und dem Waschplatz ein drittes Becken, das zum Spülen der Wäsche mit sauberem Wasser diente. Einige Waschhäuser verfügten zudem über einen gemauerten Ofen in einer Ecke, der zum Erzeugen von heissem Wasser für Kochwäsche genutzt wurde.

Klatsch und Tratsch

Die Waschhäuser waren nicht nur Orte zum Wäschewaschen, sondern auch Informationsdrehscheiben, an denen man das Neueste erfahren und soziale Kontakte pflegen konnte. Die Nutzung dieser Häuser war grösstenteils Frauen vorbehalten, was jedoch nicht ausschliesst, dass auch Männer dort anzutreffen waren.

Bautypen (eine Auswahl)

Waschplätze im Freien sind zahlreich in den Vogesen vertreten. Sie sind leicht zu bauen und nicht teuer. Die meisten von ihnen wurden vor dem 19. Jahrhundert erbaut und mehrfach repariert, da sie in den Dörfern entlang der öffentlichen Strassen stehen. Die meisten Wasserbecken bestehen aus Stein, Kalkstein oder Sandstein.

Waschhäuser, die auf drei Seiten offen sind, sind in den Vogesen weniger zahlreich. Ein solches seltenes Exemplar findet sich jedoch an der Hauptstrasse in Gemmelaincourt. Die Idee dieses Gebäudetyps ist es, die dem Wetter am stärksten ausgesetzte Fassade zu schliessen oder das Gebäude aus statischen Gründen an ein bereits bestehendes Gebäude anzubauen. Diese Form ermöglicht eine kostengünstige Konstruktion, welche die Waschfrauen vor Regen schützt, gleichzeitig für eine gute Belüftung des Ortes sorgt und eine breite Kommunikation mit dem Dorf ermöglicht.

Ein weiterer Gebäudetyp ist das nach lediglich einer Seite hin offene Waschhaus. Es handelt sich dabei um die häufigste Typenform in den Vogesen. Drei Fassaden sind geschlossen und die zur Strasse hin gelegene Seite bleibt offen. Bei der Öffnung befinden sich die Tränkebecken, die gleichzeitig eine Barriere bilden, damit die Tiere nicht ins Innere des Gebäudes gelangen können. Die Frauen betreten das Waschhaus durch Türen neben den Tränken. Auch diesen Waschhaustyp findet man in Gemmelaincourt, in der Nähe des Herrenhauses
"Le Jardin des Lys".

Waschhäuser heute

Verständlicherweise haben die Waschhäuser mit dem Aufkommen der Waschmaschine im 20. Jahrhundert ausgedient. Dennoch möchte man auf die charmanten Gebäude, die definitiv zum kulturellen Erbe der Vogesen gehören, nicht verzichten.

Insgesamt gibt es in Gemmelaincourt vier Waschhäuser, die im Jahr 2017 restauriert wurden und einen Besuch wert sind.

Die Waschhäuser in Gemmelaincourt

Der Waschplatz Chantrènes in Gemmelaincourt. Ein ungedecktes lavoir
Der Waschplatz Chantrènes in Gemmelaincourt. Ein ungedecktes lavoir
Das Waschhaus Lassus in Gemmelaincourt, ein schönes Lavoir
Das Waschhaus Lassus in Gemmelaincourt, ein schönes Lavoir

Chantrènes-Brunnen

Lassus-Brunnen

Das Waschhaus Montjus in Gemmelaincourt. Ein Lavoir, das auf drei Seiten geschlossen ist.
Das Waschhaus Montjus in Gemmelaincourt. Ein Lavoir, das auf drei Seiten geschlossen ist.
Das Waschhaus Saint-Maur in Gemmelaincourt. Ein lavoir aus Holz.
Das Waschhaus Saint-Maur in Gemmelaincourt. Ein lavoir aus Holz.

Montjus-Brunnen (kleines Bild: Zwillingsschwester in Martinvelle)

Saint-Maur-Brunnen